1947
(Niedergeschrieben von Karl Stoll, Hs.-Nr. 13, Bürgermeister von 1924 bis 1936 und von 1945 bisHerbst 1954.)
Das Jahr 1947 war eines der trockensten seit Jahrhunderten. Schon im Frühjahr war es so trocken, daß das Sommergetreide nicht aufgehen konnte. Im Mai, am Himmelfahrtstag, hat es dann einmal
geregnet, aber auch nicht viel. Dieser Regen konnte den Erdboden nicht erweichen. Die meisten Quellen versiegten, so daß viele Ortschaften ohne Wasser waren. Unsere Quellen hielten aus. Alle Ortschaften hatten so wenig
Wasser, daß sie immer wieder ihre Wasserleitungen absperren mußten. Heu gab es ungefähr 2/3 einer Normalernte. Getreide war gut bei dieser Trockenheit, aber das Stroh war so kurz, daß man es kaum mit den Binder fassen
konnte. Die Kartoffeln versagten ganz. Auf den Steinäckern wurde oft nicht einmal der Samen geerntet. Grummet gab es auf den Berg so gut wie keines. Ich hatte im Loh von acht Tagwerk eine Fuhr mit einer Leg erhalten. Im Tal
war es etwas besser. Kraut und Rüben waren ganz wenig. Der Sommer über und im Herbst mußte dann jeder ziemlich viel Vieh verkaufen, um über den Winter zu kommen. Raps konnte im August überhaupt nicht gesät werden. Im
September säte man doch, aber es ging nicht auf. Auch Weizen und Roggen konnte man lange nicht sähen. Im Oktober kamen dann einige kleine Regen, so daß das Getreide aufgehen konnte. Man war kaum mehr in der Lage, im Herbst
noch zu ackern. Erst der Dezember brachte einen ersprießlichen Regen, so daß dann die Müller wieder mahlen konnten.
Die Monate Dezember mit Januar 1948 brachten dann doch ziemlich viel Regen, so daß die Quellen wieder Wasser lieferten.
1948
Auch das Jahr 1948 war mehr trocken als naß, aber doch wesentlich besser als 1947. Rotklee gab es keinen, da er 1947 in der Trockenheit verdorrte.
1952
Im Jahr 1952 beginnt man in Waizenhofen mit der Flurbereinigung.
1953
kauft Christian Wittmann sen., Hs.-Nr. 18, ein Fendt Dieselroß mit 20PS und Mähwerk. Dieser Traktor ist auch heute noch tagtäglich im Einsatz.
1956
Im Jahre 1956 wurde der Turm mit Gemeindehaus frisch verputzt. Gleichzeitig wurde am Turm eine Kriegergedenktafel angebracht. Der Preis für die Tafel betrug 450,-DM. Errichtet wurde die Tafel von Herrn
Simader aus Nennslingen.
1957
Am 22.Aug. 1957 brennt die Scheune des Georg Dollinger (Hs.-Nr.24) bei einem Großfeuer ab. Im gleichem Jahr werden die neuen Grundstücke im Zuge der Flurbereinigung verteilt.
1958
kauft die Große Dreschgenossenschaft von Waizenhofen in Pförring/Donau einen gebrauchten Ködel&Böhm-Dreschwagen aus dem Jahre 1952 vom Typ Alemannia (Stundenleistung von bis zu 40 Zentner Weizen) um
1.940,-DM. Der Selbsteinleger wird an die Maschine angepasst. Im gleichen Jahr kostet 1 kg Schweinefleisch Lebendgewicht 2-2,64DM.
1959
Am 20.Juni 1959 wird die Abschlußfeier des Flurbereinigungsverfahren Waizenhofen in der Gastwirtschaft Nestmeyer mit 75 teilnehmenden Personen abgehalten.
1960
kauft Karl Stoll, Hanserbauer Hs.-Nr.13, den ersten selbstfahrenden Mähdrescher in Waizenhofen, einen Claas Columbus. Dieser war noch bis vor kurzem beim Abraham Hs.-Nr.12 im Einsatz.
1961
(Niedergeschrieben von Christian Wittmann, Hs.-Nr.~18, Bürgermeister von Herbst 1954 bis Herbst1971.)
1961 wurde durch die Ortschaft die Kanalisation vollzogend. Über 400m Rohre wurden durch die Firma Assenbaum, Thalmässing, verlegt und in der Brunnenhänge eine Kläranlage errichtet. Die Arbeiten zur
Kanalisation wurden an Herrn Wilhelm Assenbaum, Thalmässing, vergeben. Die Kosten von 70.000,-DM wurden durch Grundsteuer, Holzeinschlag, Zuschuß vom Straßenbauamt Nürnberg und einem Darlehen von der Kreissparkasse
Thalmässing finanziert. Über die Grundsteuer wurden 6.000,-DM erbracht. Holzeinschlag vom Gemeindewald 10.000,-DM, Straßenbauamt Nürnberg 30.000,-DM, Darlehen von der Kreissparkasse 20.000,-DM, dann noch 4.000,-DM wurden
durch Anschlußgebühren erbracht. Die Erdarbeiten wurden durch Maschinen und zum größten Teil von den Bauern selbst geleistet.
Nachdem im Ortsbereich Wasser und Kanal verlegt, sowie die Kläranlage in der Brunnenhänge errichtet worden war, erfolgte anschließend der Ausbau der Ortsdurchfahrt Waizenhofen.
1962
kauft Paul Bernreuther, Schlußer Hs.-Nr.22, den ersten Ladewagen in Waizenhofen, einen Hagedorn LL3. Dieser ist auch heute noch voll funktionsfähig und wird noch zu Transportarbeiten benutzt.
1966
Eröffnung der neugebauten Kreisstraße nach Landersdorf.
1968
Wie eine Bombe schlägt im November 1968 die Nachricht ein, daß im Raitenbucher Forst ein Bombenabwurfplatz als Ersatz für bisherige Bombenabwurfplätze errichtet werden soll. Nach massiven Protesten wird
das Projekt fallen gelassen.
1971
Kauf einer TS8/8-Motorfeuerspritze mit Käfermotor für die Freiwillige Feuerwehr Waizenhofen.
Neben dem alten Feuerwehrhaus bei zwischen Hs.-Nr.26 und 27 begann man mit dem Neubau eines Feuerwehrhauses mit Schlauchturm. Das alte Feuerwehrhaus wurde als Abstellhalle für Gemeinschaftsmaschinen und
Ähnlichem umfunktioniert. Das allererste Feuerwehrhaus befindet sich noch heute unterhalb des Turm neben der Ortsstraße. Grund und Haus wurden inzwischen von Hs.-Nr.9 aufgekauft.
1972
Aufgrund der Großen Gebietsreform im Freistaat Bayern werden aus ursprünglich über 8000 nur noch gut 2000 Gemeinden. Mit Wirkung vom 1.01.1972 verliert die Gemeinde Waizenhofen ihre Eigenständigkeit und
geht mit vielen weiteren ehemaligen Gemeinden in der neugeschaffenen Marktgemeinde Thalmässing auf.
1975
Großbrand auf dem Sägewerk Treiber.
Im gleichen Jahr wird auf der Kuhstelle von den Heeresfliegern ein Hubschrauberlandeplatz auf dem Espan eingerichtet. Inzwischen ist von diesem nichts mehr zu sehen.
1976
war wieder ein sehr trockenes Jahr, es mußte Wasser eingespart werden. Glücklicherweise mußte man in Waizenhofen nicht wie in den Nachbardörfern mit Fässern wasserfahren, um Mensch und Tier mit Wasser
zu versorgen.
1977
Mit dem 1.Sept. 1977 wird im Einzugsbereich der Molkereigenossenschaft Thalmässing von den Milchkannen auf Milchtanks umgestellt. Hatte bis jetzt der Schneider Hans aus Grafenberg die Milch mitTraktor
und Hänger gegen 10Uhr abgeholt, so war nun der Karl Lehmeyer (Hettenschouster) aus Landersdorf mit einem Milchsammelwagen dafür verantwortlich. Die Milch mußte nun an den Sammelplätzen schon kurz nach 7Uhr morgens bereit
stehen.
1978
Im diesem Jahr müssen von etwa 110-120 Einwohner in Waizenhofen 7 Personen zu Grabe getragen werden, soviel wie noch in keinem Jahr in diesem Jahrhundert.
Durch die Nationalhistorische Gesellschaft Nürnberg wird in fachgerechter Art und Weise ein Grabhügel auf dem Grabhügelfeld des Waizenhofer Espans freigelegt und rekonstruiert.
Im gleichen Jahr wird der Turm in Waizenhofen neu verputzt. Weil sich sonst keiner traute, mußte der damalige Pfarrer Friedrich Künzel selbst den Wetterhahn in luftiger Höhe von der Turmspitze abnehmen.
1979
Waizenhofen verliert seine eigenständige Wasserversorgung und wird an die Jura-Thalach-Schwarzach- Gruppe angeschlossen. Auch die energische Gegenwehr des Karl Hemmeter Hs.-Nr.9 half nichts mehr.
Vergessen war nun das Chlorwasser beim Baden am Samstag, dafür mußte man nun mit der Sandbrühe aus Hausen vorlieb nehmen.
1980/81
erfolgte der Bau der Gebersdorfer Straße als Kreisstraße. Unterhalb der Teerschicht wurde die Wasserleitung nach Gebersdorf verlegt.
1981
Ende Januar schneite es so heftig, daß der Schneepflug an der Dorfausfahrt oberhalb Hs.-Nr.30 stecken blieb. Da der Schulbus nicht kommen konnte, fiel die Schule aus. Der Schnee mußte zunächst mit einem
Radlader und dann mit einer Schneefräse von der Straße entfernt werden. Am 27.April fällt Schnee.
1982
Aufgrund des 100 Jahre alten Turms feiert man zum ersten Mal in der zweiten Augustwoche ein Turmfest im Feuerwehrhaus. Wegen der guten Resonanz wird das Unternehmen in den folgenden beiden Jahren
wiederholt, das letzte Mal in Meyers Festhalle (Hs.-Nr.30).
1983
Der 29.Juli 1983 ist der heißeste Tag seit Beginn der meteorologischen Wetteraufzeichnungen. In Waizenhofen werden 42 Grad Celsius im Schatten gemessen.
1984
Nachdem bis jetzt die Kirchweih in den letzten Jahren in der Gastwirtschaft Leithner in Reichersdorf gefeiert wurde, zieht man 1984 zum ersten Male in Meyers Festhalle um, wo auch heute noch die
Kirchweih stattfindet.
1985
Am Landersdorfer Kirchweihsamstag, dem 6.Juli, machen sich um halb fünf Uhr morgens sieben jüngere Waizenhofener (5 Ledige und zwei Verheiratete) auf, den Landersdorfer Kirchweihbaum zu stehlen. Das
Unternehmen gelingt mit einigen Hindernissen (gerissene Kette, Leck in der Dieselleitung, Tiefenmessung des Straßengrabens mit dem Hänger, ...). Bei einem Teilnehmer war auch damals schon der Hang zu höheren Aufgaben bei der
Feuerwehr erkennbar, als er auf die Frage von Pilgern, was denn los sei, schrie: -Ausm Weg, brenner toats-.
Nachdem ein Faß Bier und eine Brotzeit mit den Landersdorfer Kirchweihbuam ausgehandelt worden war, wurde der Baum unversehrt wieder zurückgegeben. Am darauffolgenden Freitag wurde das
ausgehandelte Pfand zusammen mit den Landersdorfern aufgebraucht.
1987
Zum ersten Male führte die Dorfjugend eine gemeinsame Ausflugsfahrt durch. Sie ging zum Neusiedler See.
Konnte man in Waizenhofen am 3.Mai noch mit der kurzen Hose durch die Gegend laufen (über +20 Grad), so fing es gegen 6 Uhr abends bei Temperaturen bis unter 0 Grad zum Schneien an.
1990
Am 28.Feb. 1990 wütete über Waizenhofen der Sturm „Wiebke”. Es entstand dabei folgender Holzschaden im Rechtlerwald:
- 538 Stämme Langholz Fichte
- 3 Lastwagen Terminal-Holz
- 638 & Ster Brennholz
Der Schaden teilte sich auf folgende Waldgebiete auf: Preisloh 267 Stämme = 223,44fm; Ruppmannsburger Weg 272 Stämme = 271,99fm:
Das angefallene Holz wurde im Oktober 1990 verkauft.
1991
Am 15./16.Juni steigt das größte Fest in der Waizenhofener Geschichte, das 100-jährige Gründungsfest der Frei- willigen Feuerwehr Waizenhofen. Das Fest wurde in der neu erbauten Maschinenhalle des Karl
Foistner (Zucker) Hs.-Nr.26 abgehalten, am Festzug nahmen 52 Vereine teil. Tags darauf fand eine landwirtschaftliche Großversammlung in der Halle statt.
Aufgrund der unbeständigen Witterung hatte kaum ein Landwirt bis zum Feuerwehrfest mit der Heuerntebeginnen können, sie konnte erst in der zweiten Juliwoche abgeschlossen werden.
Bereits zuvor, am 10.März wurde mit der Außenrenovierung des alten Feuerwehrhaus und des Waaghaus bei Matters (Hs.-Nr.10) begonnen. Diese Gebäude, sowie das neue Feuerwehrhaus erhielten durch die Firma
Schieferdecker aus Thalmässing einen neuen Außenanstrich.
1992
Der alte Feuerspritzwagen der Freiwilligen Feuerwehr Waizenhofen wurde ausrangiert, einen gebrauchten Wagen erhielt man von der Freiwilligen Feuerwehr Birkach (am Rothsee). Durch Mitglieder der FFW
bekam er einen neuen Außenanstrich.
Im Dezember, an einem Adventssonntag, kurz nach 6Uhr fällt in Waizenhofen der Strom aus, der Transformator mit 160kVA hatte seinen Geist aufgegeben. Erst um 12Uhr gab es wieder Strom, damit die meisten
Bauern endlich die Kühe melken konnten. Seither hat Waizenhofen einen Transformator mit 250kVA.
1993
Am 13.Juli steigt zum ersten Male ein Dorffest für die Waizenhofener Bürger, veranstaltet durch die Freiwillige Feuerwehr. Nachdem tags zuvor eine von Karl Stoll erhaltene Sau geschlachtet wurde, wird
am Sonntag das ganze Dorf kostenlos verköstigt. Die Frauen backen Kuchen, Torten und sorgen für den Kaffee beim nachmittäglichen Kaffeetrinken.
1994
Beschluß des Marktgemeinderats Thalmässing, daß auf der Kreuzwiese eine neue Teichkläranlage für Waizenhofen erstellt werden soll.
An den Marktgemeinderat Thalmässing wird von den Rechtlern Waizenhofen ein Antrag auf Ablösung der Rechte am Gemeindewald gestellt, der von der Marktgemeinde genehmigt und an die zuständigen Stellen
weitergeleitet wird.
1996
Bau der 1994 beschlossenen Teichkläranlage durch die Fa. Hirschmann Weissenburg und Fiegl Pleinfeld
1997
Nach dreijährigem zähen Ringen und den unermüdlichen Einsatz von Karl Foistner schafft Waizenhofen etwas, was 1994 noch keiner für möglich gehalten hat: Am 3.Oktober 1997 erfolgt im Rahmen eines
“Waldfestes” der krönende Abschluss der Aufteilung des Rechtlerwaldes Waizenhofen direkt an die ehemaligen Rechtler. Diesem bayerweiten Pilotfall werden in den folgenden Jahren noch viele folgen.
Die Stromleitungen werden erdverkabelt.
Versuche auf der Waizenhofener Flur mehrere 100m hohe Windräder aufzustellen scheitern am Widerstand des Luftfahrtbundesamtes: Im Umkreis von 2km zum Flugplatz Waizenhofen darf kein freistehendes
Gebäude höher als 20m sein.
1999
Der Orkan Lothar veranstaltet zur Weihnachtszeit seine Chaostage in Deutschland und verschont auch Waizenhofen nicht.
2000
Heftiger Schneefall Ende März führt zu starken Schneebrüchen in den Wäldern um Waizenhofen.
Im Mai fallen innerhalb von 20 Minuten über 50mm Regen, in der Dorfstraße läuft das Wasser 20cm hoch.
2001
Die Wege rund um Waizenhofen werden durch die Firma Fiegl Pleinfeld asphaltiert, nachdem feststeht, dass die seit den 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts geplante Umgehungsstraße nicht kommen wird.
2002
Das Handleutwerk im Turm wird durch ein elektrisches Leutwerk mit Funkuhr ersetzt durch die Fachfirma Türr, Rothenburg ob der Tauber.
2003
Ein starkes Unwetter mit Orkanböen richtet am 12.Mai viele Schäden an, die Straße nach Mantlach muss mal wieder von der Feuerwehr freigemacht werden.
Im Laufe des Jahres soll nun auch die 20kV-Leitung nach Großnottersdorf erdverkabelt werden.
2008
Am 1.März veranstaltet der Sturm Emma seine Chaostage und hinterlässt v.a. im Hohen Loh und im Loh eine Spur der Verwüstung.
Der Marktrat Thalmässing stimmt am 8.Juli den Abriß des Turmnebengebäudes zu, im Jahre 2009 soll hier ein neues Gebäude erstellt werden.
2009
Am 8.Januar Unterzeichnung der Verträge zur Errichtung eines Dorfhauses und zum Betrieb und Erhalt des Dorfhauses durch Bürgermeister Georg Küttinger, 1.Vorstand Andreas Hölzel und Ortssprecher Heinrich
Bernreuther im Rathaus Thalmässing. 2 Tage später wird mit dem Abriss des alten Turmnebengebäudes begonnen. Bereits am Karsamtag erfolgt die Richtfestfeier.
Am 13.September findet die Einweihung des neuen Turmnebengebäudes statt mit einem Festgottesdienst und Tag der offenen Tür statt.
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